300'000 Menschen streikten schweizweit am 14. Juni für einen Wandel des patriarchalen und kapitalistischen Systems. Eine zentrale Forderung war dabei die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer, sexualisierter und häuslicher Gewalt. Dafür braucht es systemische Veränderungen und Massnahmen in den Bereichen Prävention, Schutz und Unterbringung sowie Strafverfolgung. Es braucht aber auch euch Männer. Es braucht eine klare Positionierung jedes einzelnen gegen Gewalt an Frauen. Kürzlich sorgte eine Umfrage, welche die EntwicklungsorganisationPlan International Deutschland in Auftrag gegeben hat, für erschreckende Schlagzeilen. 34 Prozent der befragten Männer gaben an, gegenüber Frauen schon einmal handgreiflich geworden zu sein, um ihnen Respekt einzuflössen. Für jeden dritten Mann (33 Prozent) ist es akzeptabel, wenn ihm bei einem Streit mit der Partnerin gelegentlich die Hand ausrutscht. Befragt wurden je 1'000 Frauen und Männer zwischen 18 und 35 Jahren. Die Umfrage wurde inzwischen stark kritisiert, vor allem in Bezug auf ihre Repräsentativität für die deutsche Durchschnittsbevölkerung. Die Zahlen sind daher kritisch zu betrachten. Doch andere Studien zeigen das effektive Ausmass von geschlechtsspezifischer Gewalt. Gemäss einer repräsentativen Umfrage aus dem Jahr 2019 des Forschungsinstituts gfs.bern im Auftrag von Amnesty International haben 22 Prozent der befragten Frauen ungewollte sexuelle Handlungen erlebt. 12 Prozent erlitten Geschlechtsverkehr gegen den eigenen Willen. Statistiken des Eidgenössischen Büros für die Gleichstellung von Frau und Mann zeigen zudem, dass in der Schweiz alle zwei Wochen eine Frau infolge häuslicher Gewalt stirbt. Jede Woche überlebt eine Frau einen versuchten Femizid. Kantonale Daten in Zürich zeigen, dass
die Polizei täglich 15 Mal aufgrund von häuslicher Gewalt intervenieren muss. Wenn also jede fünfte Frau sexuelle Gewalt erlebt hat, muss man daraus schlussfolgern, dass eine nicht vernachlässigbare Anzahl von Männern Gewalt anwendet – ob dies jetzt jeder Dritte ist oder
nicht. Schlussendlich sind aber nicht nur diese das Problem. Die Mehrheit der Männer, die Gewalt gegen Frauen klar ablehnt, muss ebenfalls in die Pflicht genommen werden. Deshalb hier ein Aufruf, euer eigenes Verhalten zu reflektieren: Setzt ihr euch für feministische Themen ein, zum Beispiel in eurem Freundeskreis oder im Arbeitsumfeld? Glaubt ihr Betroffenen von Gewalt? Schreitet ihr ein, wenn ihr Belästigung miterlebt? Sprecht ihr euch gegen sexistische Sprüche aus? Seid ihr mit mutmasslichen Tätern weiterhin befreundet? Um geschlechtsspezifische Gewalt zu bekämpfen, braucht es Massnahmen wie Präventionskampagnen, offizielle Statistiken zu Femiziden, ausreichende Finanzierung für Schutz und Unterbringung und ein konsensbasiertes Sexualstrafrecht. Aber um Machtstrukturen und gewaltvolle Systeme nachhaltig zu verändern, müsst ihr Männer eure Privilegien hinterfragen und Verantwortung übernehmen. Deshalb: Männer, zeigt euch solidarisch!
Elena Fasoli, Mitglied der Geschäftsleitung der Jungen GrünenZürich und Nationalratskandidatin