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Feministisch streiken

Im Mai vor vier Jahren war ich gemeinsam mit zahlreichen Mitstreiter*innen engagiert in den Vorbereitungen des feministischen Streiktages vom 14. Juni. Es lag in der Luft, dass der Streiktag riesig werden würde. Feministische Themen haben den öffentlichen Diskurs damals stark geprägt. Ich war voller Vorfreude auf den grossen Tag und die Möglichkeit, gemeinsam und stark für Gleichstellung einzustehen. Am Streiktag 2019 haben schweizweit über eine halbe Million Frauen und nicht-binäre Menschen gestreikt. Wir gingen gemeinsam mit solidarischen Männern auf die Strasse. Es war ein grandioser und extrem wichtiger Tag. Politisch und gesellschaftlich hat sich nach dem Streiktag einiges bewegt. Beispielsweise wird durch die Revision des Sexualstrafrechts die sexuelle Integrität bald besser geschützt. Die Ehe für alle wurde eingeführt. Das Bewusstsein für feministische Themen ist gestiegen. Dies zeigt, dass ein feministischer Streik viel bewirken kann. Trotzdem ist Gleichstellung in der Schweiz noch lange nicht erreicht. Wir müssen uns aktuell eher wieder gegen Rückschritte engagieren. Auch dieses Jahr planen die Streikkollektive und Gewerkschaften am 14. Juni erneut einen grossen Streik. Wir sind bereits mitten in den Vorbereitungen. Die Streikbewegung fordert unter anderem einen nationalen Plan sowie genügend finanzielle Mittel zur Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt, die faire Aufteilung der Sorge- und Betreuungsarbeit, die Selbstbestimmung über den eigenen Körper und einen Aktionsplan für Klima und Umwelt. Die Stärke der feministischen Streikbewegung ist, dass diverse Forderungen Platz haben - auch der wichtige Einsatz gegen Rassismus, Behindertenfeindlichkeit, Homo- und Transfeindlichkeit ist Teil der Forderungen. Auch für meinen Aktivismus und meine Politik ist Solidarität wichtig. Zentral ist für mich der Einsatz gegen Mehrfachdiskriminierungen und die Berücksichtigung verschiedener Lebensrealitäten. So braucht es bei der Forderung nach mehr Plätzen in Frauenhäusern auch die Forderung nach barrierefreien Schutzplätzen. Es braucht neben Forderungen für Lohngleichheit auch einen Einsatz für einen Mindestlohn sowie auch Forderungen für den spezifischen Schutz geflüchteter Frauen und trans Personen. Solidarität bedeutet, mich für eine lebenswerte Zukunft für alle einzusetzen. Es heisst auch, dass ich mich mit Betroffenen austausche und meine eigenen Privilegien reflektiere. Ich streike am 14. Juni für eine gewalt- und diskriminierungsfreie Gesellschaft und für intersektionale Gleichstellung. Damit wir dies erreichen, braucht es uns alle! Informationen zum Streik findest du beim feministischen Streikkollektiv Zürich. Ich freue mich, wenn wir uns am 14. Juni auf der Strasse sehen. 
Anna-Béatrice Schmaltz, Gemeinderätin, Nationalratskandidatin GRÜNE, Vorstandsmitglied Junge 
Grüne Zürich