Erst seit wenigen Tagen scheint der Sommer so richtig über der Stadt hereingebrochen zu sein und doch reicht es, um die Hitzeinseln der Stadt aufglühen zu lassen. Bei diesen Temperaturen wird auch einmal mehr deutlich an welchen öffentlichen Orten sich die Menschen gerne aufhalten – und wo eben nicht.
Prognosen für die Zukunft zeigen ein deutliches Bild; in den Jahren 2021 - 2040 ist mit 44 Hitzetagen, (Tagen über 30 Grad) und 50 Tropennächten (Nächte, in welchen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt), in der Stadt Zürich zu rechnen. Das ist mehr als eine Verdoppelung im Vergleich zu den vergangenen 50 Jahre. Um die Bewohner*innen vor teils verheerenden gesundheitlichen Folgen zu Schützen bedarf es kurz- und mittelfristigen Lösungen, vor allem aber langfristiges Umdenken; Die Stadt muss umgebaut werden, um sich diesen Hitzewellen und heisseren Sommer anpassen zu können.
Bauende erhalten von der Stadt ausgearbeitete, standortspezifische Kurzanalysen und Handlungsempfehlungen, sind aber nicht dazu verpflichtet, jene auch einzuhalten. Es verwundert mich daher auch nicht, dass sich die Gebiete mit dem höchsten Wärmeinseleffekt und jener der privaten Handels- und Dienstleistungsbetriebe sowie Verwaltungen auffällig oft überschneiden. In solchen Zonen sind Gebäude mit sechs, sieben oder mehr Stockwerken die Norm. Frische, kalte Luft kann hier schlecht zirkulieren. Freiflächen sind beinahe flächendeckend versiegelt. Die Fassaden oft dunkel, stark reflektierend oder spiegelnd, verstärken die Wärmespeicherung. Vergebens sucht man in diesen Zonen nach grüner und blauer Infrastruktur, die sowohl kurz- als auch langfristig für Abkühlung sorgt. Eine grosse Pfütze in Beton eingelassen, rettet hier leider auch nicht mehr viel.
Genannte Punkte sind keine neuen Erkenntnisse, sie werden als bauliche Massnahmen empfohlen aber nur selten umgesetzt. Weil Städte oft für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte geplant werden, ist es schwierig, in bereits existierenden Städten schnell Änderungen herbeizuführen. Bauordnungen und Bauvorschriften sind häufig sehr konservativ und ändern sich zu langsam. Die Politik und die Verwaltung müssen sich verstärkt einmischen und für strengere Vorschriften sorgen. Technische Normen und Richtlinien müssen überprüft und gegebenenfalls so rasch wie möglich geändert werden. Oftmals braucht es aber auch mehr Gestaltungsspielraum sorgen, der neue Lösungsansätze zulässt. Ein Beispiel wären hier mehr Photovoltaikanlagen auf allen Dächern. Durch ihren Schattenwurf kühlen die darunterliegenden Gebäude ab und sie produzieren erneuerbare Energien. Die frisch lancierte Solar-Initiative der GRÜNEN schlägt hier mindesten zwei Fliegen mit einer Klappe.
Klima kommt vor Profit, es sollen sich nicht nur die Menschen mit genügend „Good Will“ und Bereitschaft für die Zukunft zu denken an die Massnahmen halten müssen, sondern alle gleichermassen. Obschon es auch mir jetzt, wo es wieder so warm ist, besonders auffällt, das Thema darf nicht allein auf das Management von einzelnen Hitzewellen beschränkt sein, sondern es geht um einen tieferen Prozess und Strukturwandel.
Linda Junz, Parteikoordinatorin und Mitglied der Geschäftsleitung Junge Grüne Zürich.